Der „Lord“ hat sich zum Derbyheld geadelt – in der 68. Minute des samstäglichen Derbys schlug er wieder einmal zu. Wie immer selten, aber wenn wie immer entscheidend. Was folgte ist grenzenlose rot-weiße Freude – erster Sieg der Saison, Abstiegsplätze verlassen und dem ungeliebten Rivalen die „Rote Laterne “ für den Heimweg übergeben, freudetrunkene RWE-Fans.
Am Freitagabend an der Bremer Brücke in Osnabrück spielt das alles keine Rolle mehr. Das Derby ist vorbei !Der Alltag wieder da, die Saison noch lang und gerade am Beginn, die Konzentration aufs Momentum erforderlich und langfristig auf das Ziel Klassenerhalt. Derbyeuphorie kann Freitagabends an der Bremer Brücke tödlich sein – wenn man dort unkonzentriert ist. Es gibt viele Geschichten von Flutlichtabenden aus Osnabrück – die selbst für Arrivierte des Fußballgeschäftes recht unangenehm ausgingen.
2017/2018 ist für den VfL Osnabrück und seinen Trainer Joe Enochs keine einfache Saison. Es sind nicht so sehr die Abgänge von Leihspielern der letzten Saison oder einem in die Jahre gekommenen Addy Waku Menga. Die Sperre eines Tobias Willers (3 Monate nach Manipulationsversuch), die Abgänge der Abwehrspieler Hohnstedt, Syhre und vor allem des dynamischen Rechtsverteidigers Sangare, der in der frühen Saison noch vollzogene Wechsel des starken Stürmers Kwasi Okyere Wriedt nach München – das sind Personalien, die den VfL Osnabrück zum Saisonbeginn erst einmal aus dem Tritt brachten. Ebenso die Ausfälle der Langzeitverletzten Dercho, Bastian Schulz und vor allem des aus Paderborn ausgeliehenen EX-RWE-Spieler Christian Bickel. Trotz guter Qualität für Liga 3 kann auch ein VfL Osnabrück solche Kaderprobleme nicht eben einfach mal so kompensieren. Auch wenn mit Zugängen wie Susac (Aue), Wachs (Dresden), Danneberg (Chemnitz), Marcos Alvarez (Dresden) versucht wurde, die Qualität im Kader zu halten.
Dementsprechend holprig verlief der Saisonstart der Lila-Weißen – eine überraschende 2:0-Führung beim KSC wurde noch aus der Hand gegeben zum 2:2, einer anschließenden heftigen 0:4-Heimniederlage gegen Wehen Wiesbaden folgte die nächste Watsche bei Fortuna Köln mit 0:3. Und selbst der derzeit kaum Angst einflößende HFC Chemie holte sich dann beim 3:3 einen Punkt in Osnabrück. 3 Spieltage auf Abstiegsplätzen und die „Rote Laterne “ – das ist nicht der Anspruch, den man als ehemaliger Zweitligist mit 23 Spielzeiten in der 2.Bundesliga hat. Plötzlich entdeckte der VfL in den Spielen danach in Chemnitz (0:0), im Derby gegen Lotte (1:0) sowie auf dem Fautenhau in Großaspach (1:0) defensive Stabilität wieder und punktete zielgerichtet ins Mittelfeld auf Platz 10 mit 9 Punkten derzeit. Allerdings – mit Blick auf die sehr enge Tabelle von Platz 6 bis Platz 20 – 6 Punkte Unterschied gerade – weiß man auch in Osnabrück, das man sich keine Aussetzer leisten kann.
Der Derbysieg in einem Spiel von unterirdischer Qualität verschaffte RWE Luft und das erste echte Erfolgserlebnis in der jungen Saison. Nach einer echten Klatsche in Magdeburg, knappen Niederlagen, herben Schiri-Entscheidungen gegen sich, sich in der Spielqualität steigernd ohne echte Ausbeute, ein Sack voller beständiger Personalprobleme im Kader – Trainer Krämer und sein Team ficht das irgendwie nicht an. Jammern würde auch nicht die Gemengelage ändern.
Und so fährt das RWE-Team mit all den bekannten Problemen an die Bremer Brücke nach Osnabrück – die in Liga 3 auch nie wirklich ein Pflaster für RWE war. 9mal dort angetreten – an einem bitterkalten Dienstagabend im Februar 2012 vor 76 mitgereisten RWE-Fans gab es den bisher einzigen Sieg in Osnabrück mit 3:2. Zwei Jahre später reichte es im Frühjahr 2014 noch zu einem 1:1. Ansonsten stehen 7 meist sehr klare Niederlagen zu Buche – und 6:20 Tore gegen RWE.
Diesmal eröffnen wir gegen den VfL Osnabrück die folgende englische Woche mit Unterhaching (H) und Karlsruhe (A). In der letzten Saison fast auf den Tag genau spielten wir in Osnabrück auch in der englischen Woche zunächst wie immer gut mit – um am Ende noch deutlich 0:3 dort zu unterliegen. Angesichts der Ausfälle von Möckel (Rotsperre), Dabanli, Uzan, Bergmann, Vocaj (alle verletzt) und weiterer angeschlagener Spieler wie zB Laurito und Bieber schon eine gewaltige Aufgabe in Osnabrück für das Team.
Erfolg und Punkte bekommt man an der Bremer Brücke nur, wenn man keine Angst vor der Atmosphäre dort hat, sich sammelt und konzentriert sowie aufmerksam den VfL bespielt. Trotz zuletzt positiver Ergebnisse kann von Gefestigtkeit beim VfL derzeit auch nicht gerade die Rede sein. Nein – wir sind keine „fleischgewordenen Tormaschinen“ – wie Trainer Krämer nach dem Derby bemerkte. Man muss jedoch auch an der Bremer Brücke nicht in Ehrfurcht erstarren und sich auf dem Feld so präsentieren, das man sich vielleicht einen Punkt ermauert. Das geht dort auf jeden Fall schief. Andere Vereine (Wehen; HFC) haben gezeigt – man kann den Osanbrückern auch auf dem eigenen Platz den Zahn ziehen, wenn man den Mut dazu aufbringt. Und das sollte das RWE-Team dort vermitteln – man ist nicht angetreten, weil der Spielplan es gerade vorgesehen hat. Man tritt dort an, weil man trotz aller Miseren Erfolg haben will und ein Fußballspiel für RWE gewinnen will. In dem Sinne dem RWE viel Erfolg unterm Flutlicht der Bremer Brücke.
Unterstützt mit Sicherheit von den Getreuen,denen für RWE kein Weg zu weit ist – auch wenn es auf den Freitagabend für viele keine Auswärtsfahrt geben wird. Die, die da sein werden – gebt wieder alles für das Team.
Auf das man den Erfolg vom Derby weiterführen kann…..
Alles zum Spiel könnt Ihr HIER diskutieren.