Was gibt es zu verlieren in Paderborn..außer das eigene Gesicht….

Die Frage stellt sich wohl angesichts der jüngsten Niederlagen sowie des aktuellen sportlichen Standes tatsächlich. Nicht, weli man in Paderborn nicht auch verlieren könnte. Sondern weil nach gutem Rückrundenstart gegen den 1.FC Magdeburg, einer zeitweilig ordentlichen Leistung bei Hansa Rostock ein desaströses Spiel in Münster folgte. Ein Spiel – gegen einen Mitkonkurrenten im Abstiegskampf – das Weichen stellen sollte im Klassenerhalt und Weichen gestellt hat eher in Richtung Klassenverlust. Das sonntägliche Heimspiel gegen den FSV Zwickau im Ostduell spiegelte dann das ganze Dilemma einer bisherigen Saison des FC Rot-Weiß Erfurt in 90 Minuten wider.

Furioser Start gegen einen zu Beginn vollkommen indisponierten FSV Zwickau. RWE spielte richtig Fußball und rannte an – als wenn man die Westsachsen mit aller Gewalt ins Muldetal zurück schießen wollte, allen Frust ablassen wollte. Selbst 3 Neue in der Startelf – Kaffenberger, Crnkic und Kwame – ließen keine Eingewöhnungsprobleme erkennen. Besonders Crnkic wollte ein Tor machen, Kaffenberger scheiterte an der Torlatte bei einem tollen Freistoß. Nach 35 Minuten war die Herrlichkeit vorbei – beim ersten Torschuß der Zwickauer überhaupt lag der Ball im Netz. Die alten Fehlerketten im Defensivverbund grüßten von der Anzeigetafel – 0:1. Und der RWE zeigte sein altes Gesicht dieser Saison – wenn es einen Rückstand gibt. Schlagartig war jeder Mut und jede Spielkunst wie weggeblasen. Selbst gegen nur 10 Zwickauer gelang über 50 Minuten nichts mehr und man bezog eine 0:3-Demütigung im eigenen Stadion.

Und bedenklich erscheinen einem auch mahnende Worte des erfahrenen Andre Laurito unter der Woche in einer Boulevardzeitung. Wenn man so weiter mache, befürchte er einen neuen Negativrekord für RWE – was die Höhe einer Niederlage betrifft, wenn man in Paderborn antritt. “ Die hören nicht auf Fußball zu spielen“ meinte er.

Nein – das machen sie nicht. Und die Warnung ist berechtigt. Seit dem 4.Spieltag grüßt der SCP von der Tabellenspitze – kaum fassbar für viele Fans. In der letzten Saison sportlich abgestiegen und nur durch die fehlende Lizenz des TSV 1860 München für Liga 3 den Absturz von der 1.Bundesliga 2015 bis in die Regionalliga 2017 mit jährlich einem Abstieg in Folge verhindert – das wäre neuer Negativrekord im deutschen Fussball gewesen. Um den kam der SC Paderborn gerade noch herum. Dazu immer wieder Aussagen auch über erhebliche finanzielle Probleme des SCP in Größenordnungen von mittlererweile über 3 Millionen Euro Schulden.

Doch bereits zum Schluß der letzten Saison setzte mit dem neuen Trainer Steffen Baumgart – ehemaliger Bundesligaprofi und Nachfolger von RWE-Trainer Emmerling in Paderborn – eine sportliche Kehrtwende ein. Unter dem 46-jährigen Trainer aus Rostock wurden in 38 Pflichtspielen ganze 5 Niederlagen kassiert seit Mitte April 2017. Im September 2017 verlor der SCP überhaupt das erste Spiel unter Baumgart – immerhin in Magdeburg (0:1). An der Saale bei Carl Zeiss (0:2), zu Hause gegen den KSC (0:2) sowie einen Spieltag später beim SV Wehen Wiesbaden (1:4) verlor der SCP in 5 Wochen 3 Spiele im Herbst – dann straffte man sich wieder.

Im nationalen DFB-Pokal mussten in Paderborn Mannschaften wie der FC St.Pauli, VfL Bochum und der FC Ingolstadt die Segel streichen – ehe erst der deutsche Serienmeister FC Bayern München für die Paderborner im Viertelfinale des Pokals das Stoppzeichen setzte mit 6:0. Und selbst in diesem Spiel wollten die Paderborner Fußball mitspielen. Dieses Vordringen in das DFB-Pokalviertelfinale bescherte den Paderbornern dringend benötigtes Geld in für einen Drittligisten enormen Größenordnungen. Im westfälischen Verbandspokal steht man auch bereits wieder im Halbfinale.

Eine enorme Heimstärke zeichnet den SC Paderborn in der Liga aus. Großaspach (5:0), Bremen II (7:1), Aalen und Osnabrück (jeweils 3:0) und die SF Lotte (5:0) bekamen das ausreichend zu spüren. Beste Heimbilanz aller Ligateilnehmer – aus 12 Spielen holte der SCP 10 Siege, 1 remis und 1 Niederlage bei 34:8 Toren. Paderborn stellt die beste Offensive der Liga mit 55 Treffern – manches Gegentor mehr als die Aufstiegskonkurrenten fällt da nicht so ins Gewicht angesichts der geballten Offensivwucht der Ostwestfalen. Und Mentalität hat ihnen Baumgart offenbar auch wieder eingeimpft – selbst knifflige Spiele erledigte der SCP am Ende des Öfteren knapp für sich während der Saison. Paderborn ist momentan der Ligaprimus und auf dem Weg in die zweite Bundesliga zurück.

Paderborn hatte mehrere Glücksgriffe bei Transfers in der Sommerpause. Besonders Dennis Srbeny ( kam vom BFC Dynamo ) als bester Scorer der Liga zur Hinrunde arbeitete sich in nur 6 Monaten von der Regionalliga Nordost in die zweite englische Liga – und Paderborn nahm dafür kolportierte 1,5 Millionen Euro ein. Aber auch ohne Srbeny läuft die Maschinerie beim SCP weiter – das garantieren Spieler wie zB. Antwij Adjei , Michel oder Zolinski.

Trainer Emmerling sprach es klar an nach dem Zwickau-Spiel : „Mir hat dann einfach gefehlt, dass man trotzdem den Ball haben möchte und weiter alles daran setzt, vielleicht noch einmal heranzukommen“ und „Im Fußball ist alles möglich. Aber die Mannschaft hat zum Schluss nicht mehr daran geglaubt.“ Er erwartet vom Team einfach das sich wehren, weitermachen auch in kritischen Phasen eines Spieles. Sich nicht vorführen oder gar abschlachten lassen wie in Münster. Er ist der Meinung, das auch in Paderborn das Spiel bei 0:0 beginnt und auch beim Tabellenführer die Chance auf Punkte besteht. Zumal angesichts der Ereignisse beim Hinspiel mit einem irregulären Tor der Paderborner, das ihnen zum Sieg reichte, sowie einer Roten Karte für Möckel wegen einer angeblichen Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter genügend Motivation in der Mannschaft sein müsste, das zu revanchieren.

Personell darf man gespannt sein, ob Trainer Emmerling den jetzt noch überraschend verpflichteten Innenverteidiger Chantzopoulos – eine 1,94m-Kante als Innenverteidiger und vielleicht „Koloß von Erfurt “ – einsetzt zur Stabilsierung der anfälligen Defensive.

Im Momentum hat die Mannschaft in Paderborn überhaupt nichts zu verlieren – außer ihr Gesicht, ihr Ansehen, die persönliche Ehre der einzelnen Spieler – nicht als Absteiger abgestempelt zu werden, die sich frühzeitig ergeben haben und nicht mehr gekämpft haben. Auch wenn der Mannschaft kaum noch einer den Klassenerhalt zutraut. Stand jetzt kann sie nur gewinnen an Charakter und Ansehen – bei den Fans die immer noch treu dahinter stehen und auch in Paderborn dabei sein werden.

Und wenn man sich schon am Ende des Weges über 38 Spiele aus der Liga verabschieden muss – sollte man ehrlich sein Tagewerk vollbracht haben und sich nicht gehen lassen !! Nichts anderes verlangen die treuen Fans des RWE von ihrem Team.


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