Samstag, 14 Uhr, Steigerwaldstadion – das neuntletzte Spiel des FC Rot-Weiß Erfurt in der Liga 3 für eine unbestimmte Zeit wird dann stattfinden.
Nach Punktabzügen, Insolvenzantrag mit weiteren Punktabzügen sowie anhaltender sportlicher Erfolglosigkeit steht unser Verein vorzeitig als erster Absteiger in die Regionalliga Nordost fest.
Trotzdem gebietet es der Anstand, der sportliche Wettbewerb und der Respekt vor den Teams der Liga, in den noch zu absolvierenden Begegnungen Charakter zu zeigen. Immerhin treten wir gegen Teams an, bei denen die Punktverteilung in Spielen gegen uns durchaus Bedeutung haben können für Auf- und Abstiege in der Liga. Die Mannschaft zeigte das letzten Freitagabend beim SV Wehen Wiesbaden. Dem Aufstiegsaspiranten wurde in der Partie nichts geschenkt trotz der Niederlage.
Für den Samstag erwarten das viele genauso, wenn der Gegner SC Fortuna Köln heisst. Damit wird in der Rückrunde der Kreis geschlossen – mit Fortuna Köln hat man dann gegen alle Teams aus dem oberen Bereich gespielt. Einträglich war das jedoch nur gegen den 1.FC Magdeburg – dem letzten Heimsieg im Januar – und den SC Paderborn – dem letzten Auswärtssieg Anfang Februar. Seitdem hat die Mannschaft lediglich ein Pünktchen in Unterhaching ergattern können.
Der SC Fortuna Köln hatte am 21.Februar diesen Jahres sein 70-jähriges Vereinsjubiläum. Die Geschichte der Kölner Südstädter ist durchaus turbulent. Auf den Trümmern des zweiten Weltkrieges im damals zerstörten Köln gegründet, führte der Weg aus dem Amateurbereich bis in die Bundesliga und anschließend wieder zurück bis in ganz tiefe Niederungen des Amateurfußballs. Mehrfache Insolvenzen, die man mühsam überstand, prägten in den 2000er Jahren das Bild. Unter der jahrzehntelangen Ägide der Vereinsikone Jean Löring – zuerst Trainer der Mannschaft, später allgewaltiger Vereinspräsident – spielte man unter anderem 26 Jahre 2.Bundesliga. Unvergessen sind Sätze von Jean Löring wie „ Ich als Verein musste handeln.“ , welche das Selbstverständnis seiner Person ausdrückten. Mit seiner sich verschlechternden Gesundheit, dem nachlassenden wirtschaftlichen Erfolg seiner Firmen und seinem Tod gab es entscheidende Zäsuren in der Vereinshistorie der Fortuna und der Weg führte steil nach unten.
Inzwischen hat man bei der Fortuna im Kölner Süden eine ganz andere Basis gelegt. Auch maßgeblich mitbestimmt vom Fanprojekt „ Dein Fußballclub „ fiel 2011 die Entscheidung, Uwe Koschinat als Cheftrainer zu verpflichten. Heute ist er im kurzlebigen Geschäft schon wieder einer der dienstältesten Vereinstrainer in Deutschland und in Liga 3 ohnehin. Man zählt im Kölner Süden auf nachhaltige Arbeit. Ausdruck dessen ist das lange Wirken von Uwe Koschinat genauso wie die Tatsache, das die Fortunen eine der größten Nachwuchsabteilungen in Deutschland überhaupt haben. 27 Teams mit rund 500 Kindern und Jugendlichen können nicht einmal etliche höherklassigen Vereine vorweisen.
Mit dem Aufstieg in Liga 3 in 2014 etablierte man sich Stück für Stück in der Liga. Mit ambitionierten Phasen im Aufstiegskampf ebenso wie mit Phasen im Abstiegskampf.
In der aktuellen Saison spielten die Fortunen erstmals in Liga 3 jedoch mit recht langen konstanten Phasen mit. Lohn ist aktuell Platz 5 mit 53 Punkten bei Chancen, eventuell den Relegationsplatz oder einen direkten Aufstiegsplatz zur zweiten Bundesliga noch erreichen zu können. 48:32 lautet das Torverhältnis der Fortuna, in 11 Partien spielte man „zu Null“. Die Mannschaft ist erfahren, Trainer Uwe Koschinat stellte ein kampf- und spielstarkes Team zusammen. Offensiv vor allem sehr gefährlich durch Torjäger Daniel Keita-Ruel mit 14 Toren, gefolgt vom Mittelfeldmotor Hamdi Dahmani mit 9 Treffern in der Saison.
Fortuna Köln stand in der gesamten Saison nie schlechter als Platz 6 da. Auch die Auswärtsbilanz ist ordentlich. Bei 15 Partien holte man 6 Siege, 5 remis und unterlag lediglich 4mal auf fremden Plätzen bei immerhin 25:20 Toren.
Nach einer Serie von 5 Siegen am Stück gab es am letzten Wochenende erst die zweite – allerdings überraschende – Niederlage in der Rückrunde. Zu Hause setzte es ein überraschendes 1:3 gegen die SG Sonnenhof Großaspach.
Die letzten beiden Auswärtspartien gewann Fortuna Köln jedoch sehr überzeugend in Halle mit 3:0 und bei den SF Lotte mit 2:0.
In den bisherigen Ligapartien gegen unseren FC Rot-Weiß Erfurt gibt es eine positive Bilanz zu Gunsten von RWE. 7 Punktspiele gegeneinander brachten den einheimischen Rot-Weißen 4 Siege, 1 unentschieden und 2 Niederlagen bei 11:8 Toren für RWE. Umkämpfte sowie enge Spiele waren es jedoch fast immer gegen die Fortunen. Im Steigerwaldstadion gewann Fortuna Köln nur einmal im Oktober 2015 mit 2:0. In 2014 siegte RWE knapp mit 2:1 zu Hause, in 2016 gab es sogar mit 3:0 den deutlichsten RWE-Sieg über Fortuna Köln.
Beim Hinspiel in 2017 im Kölner Südstadion gab es mit 0:2 sogar die erste Niederlage von RWE in Köln überhaupt, damals noch unter David Bergner. Knackpunkt in jener Partie war eine gelbrote Karte gegen Christopher Bieber, nachdem dieser wenige Minuten vorher eingewechselt worden war. Nach dieser Dezimierung der Mannschaft konnte RWE das 0:0 nicht mehr halten und verlor das Spiel noch.
Personell hat Trainer Uwe Koschinat ein kleineres Problem. Der sehr lebhafte, auch beim Hinspiel in Köln mitunter hitzköpfig erscheinende Außenbahnspieler Robin Scheu ist wegen seiner 10. gelben Karte gegen Großaspach in Erfurt gesperrt. Weiterhin fehlt der mit den Bender-Zwillingen nicht verwandte Mittelfeldspieler Lars Bender mit Muskelfaserriß ebenso wie Stürmer Maurice Exslager nach Kreuzbandriss bereits seit einem vollen Jahr.
Zurückkommen nach Erfurt mit den Fortunen wird der Ex-RWE-Spieler Christoph Menz, der in der Winterpause von der thüringischen Domstadt in die rheinische Domstadt wechselte und sofort eine feste Größe bei Uwe Koschinat geworden ist.
Für unseren FC Rot-Weiß Erfurt geht es sportlich erneut darum, das die Spieler Charakter zeigen sowie jeden Verdacht auf eine Wettbewerbsverzerrung nicht zulassen. Dazu gilt es, couragiert und befreit von jedem Druck zu spielen. Für Fortuna Köln sowie andere Teams hat dieses Spiel durchaus Bedeutung im Aufstiegskampf der Liga. Ein Heimsieg für die treuen RWE – Fans – bisher durften sie zwei in dieser Saison erst erleben – täte ihnen gut als Balsam auf die Seele. Die Unterstützung der Fans, die auch in diesen Zeiten zum Verein kommen, steht ohnehin fest.
Personell wird es eher keine großen Veränderungen geben bei Rot-Weiß.
Kammlott und Knoll werden weiter fehlen. Bei dem zuletzt fehlenden Kaffenberger wird man den Spieltag abwarten müssen ebenso wie beim in Wiesbaden verletzt ausgewechselten Kusi Kwame.
Kein RWE – Spieler ist derzeit gesperrt oder von einer Sperre bedroht.