Da wird manch RWE-Fan leuchtende Augen bekommen, wenn er sich an die Saison 2003/2004 erinnert – vollkommen überraschend gewann damals der RWE sein Auswärtsspiel beim SV Wehen auf dem Sportplatz oben im Taunus mit 6:1. Am Ende der Saison folgte der Aufstieg in die 2.Bundesliga für RWE. Der SV Wehen Wiesbaden war dann etwas später auch in der 2. Bundesliga.
Von diesen Zeiten sind aktuell beide Vereine ganz weit entfernt. Trotz neuer Stadien in beiden Städten und nun schon langem Aufenthalt in der 3.Liga vermochte es keiner der beiden Vereine seitdem, wieder in die 2.Bundesliga aufzusteigen.
Realität ist eher, das beide Vereine in einer schon länger andauernden Stagnationsphase in der zweiten Saison hintereinander gegen den Abstieg zu kämpfen haben. Besonders der SVWW war letzte Saison schon abgestiegen am letzten Spieltag – bis in der 90.+ 4. Minute bezeichnender Weise das Wehener Urgestein Alf Mintzel mit dem 3:1-Tor gegen den VfB Stuttgart II den SVWW in der Liga hielt. Bei gleicher Punktzahl mit Werder II und den Stuttgarter Kickers war es genau dieses eine Tor, das entscheidend war. Sonst hätten alle 3 Vereine die gleiche Punktzahl und die gleiche Tordifferenz gehabt – der SVWW wäre dann wegen der am wenigsten geschossenen Tore abgestiegen.
Alles sollte also besser werden in der laufenden Saison auch beim SVWW – zum Ende der Hinrunde stand man allerdings mit 2 Punkten weniger als RWE erneut auf einem Abstiegsplatz. Trainer Torsten Fröhling musste letztlich im Februar 2017 gehen – und mit dem ehemaligen Großaspacher und kurzzeitigem Bielefelder Trainer Rüdiger Rehm nahm der bereits neunte Übungsleiter seine Arbeit beim SVWW auf seit Zugehörigkeit zur Liga 3 ab 2009. In jetzt 9 Spielen unter Rüdiger Rehm erreichten die Männer aus der BRITA-Arena 5 Siege, 2 remis und 2 Niederlagen. Vor allem die bis dahin dürftige Heimbilanz des SVWW wurde stark verbessert – außer dem FSV Mainz II (0:2) gelang keiner Mannschaft mehr ein Sieg in Wiesbaden. Zwickau, Osnabrück und Münster gaben die Punkte vollständig ab. Trotzdem stehen die Wiesbadener in der Heimbilanz nur punktgleich mit RWE ganz unten in der Bilanz mit jeweils 18 Punkten. Von gewachsener Stabilität des SWW sprechen auch Auswärtssiege unter Rüdiger Rehm in Paderborn und Duisburg (jeweils 1:0) und remis bei Köln und Magdeburg (jeweils 0:0). Zuletzt gab es unter der Woche jedoch eine ziemlich kalte Dusche an der Ostsee – bei Aufstiegsanwärter Holstein Kiel setzte es ein klares 0:3.
Das wird für RWE also ein schweres Stück Arbeit in der hessischen Landeshauptstadt. Aktuell trennen beide Vereine nur 1 Punkt und ein Platz. Im Abstiegskampf stehen beide noch voll drin. Der SVWW unterlag in der Hinrunde in Erfurt mit 0:1 – als Tyrala und Menz eine einstudierte Eckballvariante mit einem Menz-Knaller zum Siegtor ausführten. Dem SVWW stehen durch Sperren 2 wichtige Spieler nicht zur Verfügung – Marc Lorenz (gelb-rot in Kiel) und Stürmer Manuel Scheffler – der ehemalige Kieler sah im Gastspiel bei seinem Ex-Verein unter der Woche seine 5. gelbe Karte. Trainer Rehm hat weitere Personalsorgen – es fehlen derzeit auch noch die beiden verletzten Stürmer Bulut und Mvibudulu sowie die Defensivspieler Nyarko, Akoto und Nothnagel.
Christoph Menz muss sich wohl für eine solche Art Siegtor wie im Hinspiel einen neuen Partner suchen – denn Tyrala und Kammlott (jeweils 5.Gelbe ) fehlen gesperrt. Vor dem Risiko einer Sperre stehen derzeit auch Klewin und Erb mit 4 gelben Karten aktuell. Menz selbst und auch Möckel sind wieder mit dabei nach abgesessenen Sperren. Die zum Teil häufigen Sperren wichtiger Spieler nach Karten sind wenig förderlich für Konstanz in der Mannschaft. Ansonsten hat RWE-Trainer Krämer die volle Auswahl und sicherlich auch einige Ideen, wie er die Mannschaft aufstellen wird , um zu einem Erfolg zu kommen. Die Bilanz in der BRITA-Arena ist für RWE deutlich ausbaufähig. In 7 Spielen in der „Blechbüchse “ von Wiesbaden siegte RWE zwar bereits 2mal – letztmals jedoch 2012. Ansonsten sammelte man in Wiesbaden darüber hinaus noch 1 Pünktchen ein in 2014 – der Rest sind zum Teil deutliche 4 Niederlagen in 7 Spielen dort.
In Anbetracht von noch 7 Spielen dieser Saison und der äußerst engen Tabelle auch am Ende kann man sich Punktverluste nicht leisten. Es steht nicht in Stein und Meißel geschrieben, das die gegenwärtig auf Abstiegsplätzen stehenden FSV Mainz II, SC Paderborn und FSV Frankfurt dort verbleiben – auch sie könnten sich noch einmal einen Ruck geben. Auf ein dramatisches Saisonfinale wie letzte Saison zwischen Werder II, Stuttgarter Kickers und dem SVWW hat in Erfurt sicher keiner wirklich Lust. Da Wiesbaden auch nicht die Entfernung ist von Erfurt, dürfte es auch gute und zahlreiche Unterstützung von den RWE-Fans geben. Sich dort akustisch durchzusetzen, wird bei den seit Jahren rückläufigen Zuschauerzahlen in Wiesbaden (derzeit im Schnitt 2500 Zuschauer) kein Problem sein. Zumal Trainer und Mannschaft immer wieder betonten, das ihnen diese Unterstützung der RWE-Fans sehr wichtig ist und sie diese auch benötigen. Bei wahrscheinlich dann wieder schönem Frühlingswetter wäre das sicher etwas für jeden RWE-Fan – ein hoffentlich erfolgreicher Ausflug nach Wiesbaden.
Alles zum Spiel könnt Ihr HIER wie gewohnt diskutieren. [ronry]