Nach dem mühseligen Pünktchensammeln der letzten Tage gegen Bremen II und Wehen Wiesbaden hat RWE nun die Chance, in 2 Heimspielen hintereinander weitere Weichen Richtung Klassenerhalt zu stellen – allerdings gegen den aktuellen Tabellenzweiten Holstein Kiel sowie gegen den Mitkonkurrenten im Abstiegskampf Preußen Münster eine Woche später auch zwei ordentliche Aufgaben vor der Brust. Zwischen beiden Spielen muss RWE am Ostermontag im Landespokalhalbfinale gegen den Verbandsligisten SC Weimar darum kämpfen, das Pokalfinale zu erreichen – als Grundlage dafür, das RWE nach 8 Jahren endlich wieder einen Pokalsieg landen könnte und sich die Teilnahme am finanziell lukrativen DFB-Pokal erarbeitet.
Es ist also sozusagen eine „Woche der Wahrheit“ für das Team – hier werden entscheidende Weichen für die Saisonziele gestellt – Klassenerhalt und Pokalsieg.
Um den Kieler „Störchen“ entscheidende Eier in das Nest zu legen und darüber hinaus das „Pokalei“ in Weimar zu finden, bedarf es seitens der Mannschaft volle Konzentration sowie einer gehörigen Portion Willen, Überwindung und Leidenschaft. Beide Spiele finden innerhalb von 48 Stunden statt.
Mit Holstein Kiel kommt ein Team ins Steigerwaldstadion, das von vielen wegen der Qualität des aufgebotenen Kaders vor der Saison bereits als ein Anwärter auf einen Aufstiegsplatz angesehen wurde. Der Verlauf vor allem der Hinrunde zeigte jedoch, das Holstein Kiel diesen Erwartungen lange Zeit in der Saison nicht gerecht wurde. Im frühen Herbst wurde sogar der Trainer gewechselt – auf Carsten Neitzel folgte der ehemalige Leverkusener Juniorentrainer Marcus Anfang. Nach schwerem Start in die Saison pendelten die „Störche“ sehr inkonstant in der Hinrunde zwischen den Plätzen 13 und 4 stets hin und her. Auch in der Rückrunde brauchte Holstein Kiel sehr lange, um in die Nähe der Aufstiegsplätze zu kommen. Zwischen Rang 4 und Rang 8 in der Tabelle war dort alles dabei. Erst am 28.Spieltag erreichten die „Störche “ erstmalig in der Saison überhaupt den dritten Tabellenplatz – den Relegationsplatz. Um ihn gleich wieder zu verlieren und auf Rang 4 zu fallen. Seit dem 31.Spieltag platzieren sich die Kieler jedoch auf zuerst Platz 3 und aktuell auf Platz 2 mit 51 Punkten – dank etlicher Patzer der Mitbewerber aus Magdeburg und Osnabrück. Bereits länger verabschiedet aus diesem Kreis haben sich der CFC und der HFC Chemie. Der VfR Aalen steht im Insolvenzverfahren und hat einen noch nicht rechtskräftigen 9-Punkte-Abzug zu erwarten, Neuling FSV Zwickau hat nach seiner unheimlichen Rückrundenserie jedoch keine Lizenz für Liga 2 beantragt. So wird es für die Kieler wohl vor allem ein Duell mit dem 1.FC Magdeburg , Neuling Jahn Regensburg – auch die kommen noch nach Erfurt – und dem VfL Osnabrück. In den entscheidenden Wochen der Drittligasaison hat sich Holstein Kiel jedoch erst einmal in Stellung gebracht.
Der Spielplan wollte es so, das am letzten Wochenende unsere beiden nächsten Gegner aufeinander trafen – und sich Kiel sowie Preußen Münster mit einem 0:0 trennten. Auffällig ist, das auch in diesem Spiel die Kieler eine fast einstündige Überzahl nicht zu einem Sieg nutzen konnten. Analog dem Hinspiel von RWE in Kiel, als nach der gelb-roten Karte von Christoph Menz gegen seine „Lieblingsschiri “ Bibiana Steinhaus auch RWE in Unterzahl trotzdem ein 0:0 holte an der Kieler Förde. Dennoch ist Holstein Kiel aktuell das beste Heimteam der Liga – was auch ihren aktuellen Platz 2 begründet. Denn auf Reisen finden die „Störche “ nicht die optimale Ausbeute an Punkten. 4 Siege, 7 remis und 5 Niederlagen bei 16:11-Toren haben einen Anteil daran, das Holstein Kiel bis fast an das Ende der Saison brauchte, um auf den Aufstiegsplätzen aufzutauchen. Allein 5 der Remis bei Auswärtsspielen beendeten die Kieler mit einem 0:0 – Duisburg, Frankfurt, Halle, Lotte und Wehen. Auch in Chemnitz und Münster gab es am Ende Punkteteilungen. Das zeugt andererseits auch von einer gewissen Abgezocktheit der Kieler, im Zweifelsfall eben dann genau diesen 1 Punkt zu ergattern. Bei Fortuna Köln, dem 1.FC Magdeburg, dem VfL Osnabrück und dem FSV Zwickau gingen sie allerdings ganz leer aus. Die Auswärtssiege holte man nur bei Kandidaten, die im Abstiegskampf stehen – Bremen II, Mainz II, Paderborn und traditionell schon bei Hansa Rostock, wo sie fast immer gewinnen und meist auch sehr deutlich.
Die Bilanz von RWE gegen Holstein Kiel ist leicht positiv für RWE – aus 13 Pflichtspielen gab es 5 Siege, 4 remis und 4 Niederlagen bei 15:15 Toren. Konnten die Kieler zu Hause in 7 Spielen nur jenes „berüchtigte “ 4:1 gegen RWE gewinnen, waren ihre Ausflüge in das Steigerwaldstadion meist von Erfolg gekrönt. In der RL Nord immer der Sieger, erzielten sie nach 2 remis und einer einzigen Niederlage (3:2 in 2014 ) in der letzten Saison wieder einen Sieg in Erfurt mit 3:1. Mit der kompakten und unangenehmen Spielanlage der „Störche“ hat RWE zu Hause so seine Probleme. Ohnehin derzeit heimschwach und offensiv wenig durchschlagskräftig, ist ein Sieg gegen Holstein Kiel schon ein größeres Unterfangen. Die Offensive ist mit dem Ex-Zweitligaspieler Fetsch (5 Tore), dem Ex-Erfurter Drexler (6 Tore), Mittelffeldspieler Lewerenz (10 Tore) sowie Außenbahnspieler Kingsley Schindler (9 Tore ) bestens besetzt. Aber auch Akteure wie Siedschlag (3 Tore), Janzer (3 Tore) und Kapitän sowie Ex-Erfurter Czichos (2 Tore) sind an der Ausbeute beteiligt. Zwetiligaerfahrene Akteure wie Hoheneder, Kohlmann, der baumlange Sechser Peitz, Dürholtz, ein Urgestein wie Patrick Herrmann und der zurück gekehrte Dominik Schmidt ( mit Bundesligaerfahrung und reichlicher Drittligaerfahrung) sorgten mit dafür, das Holstein Kiel aktuell die beste Defensive der Liga hat. Und auch offensiv gehören sie zu den Ligagrößen.
Für RWE kein Grund, unangenehme Gedanken an den Ausgang des Spieles zu verschwenden. Immer wieder betont Trainer Stefan Krämer, das in dieser sehr engen Liga jeder jeden schlagen kann. Die Optionen dafür sind nach den jüngsten Sperrungen mehrerer RWE-Akteure wieder deutlich besser – Kammlott und Tyrala stehen nach ihrer letzten Zwangspause beim SVWW wieder zur Verfügung. Ob Christoph Menz, der sich in Wiesbaden verletzte, eine Option sein wird ist vorerst fraglich wegen einer Verletzung an einer Kniesehne. Damit füllt sich auch die Bank wieder mit höherer Qualität und Trainer Krämer hat auf mehreren Positionen die Qual der Wahl. Letztlich wird man gegen den Tabellenzweiten mit viel Geduld, Kampfgeist, Elan und Einsatz anlaufen müssen, um zum Erfolg zu kommen. Dazu braucht man auch dringend offensiv größeren Mut, die Kieler vor Probleme zu stellen. Das wird ein sicherlich umkämpftes und sehr enges Spiel werden. Die Chance, gegen Holstein Kiel und in der Woche darauf gegen Preußen Münster mit der tatkräftigen Unterstützung der Fans zu Hause möglicherweise 6 Punkte einzufahren und an mindestens erforderliche 44 Punkte für den Klassenerhalt zu kommen, ist also gegeben.
Alles zum Spiel könnt Ihr HIER wie gewohnt diskutieren. [ronry]