Überglücklich und abgekämpft kam die Mannschaft letzten Freitag mit überraschenden 3 Punkten nach einer starken kämpferischen Leistung aus Paderborn zurück. „Man of the match „ zweifellos Theodor Bergmann, der neben einer starken Leistung auch das Siegtor erzielte mit einem feinen Freistoß.
Das Theodor Bergmann nicht abhebt und gedanklich voll auf Klassenerhalt mit seinem Verein Rot-Weiß Erfurt eingestellt ist, bewies eine Aussage unter der Woche: „ Ich habe aber noch keine Zusage gegeben. Ich konzentriere mich auf Erfurt und den Abstiegskampf, das ist das Wichtigere“antwortete er der „Thüringer Allgemeine „ in Bezug auf die Tatsache, das unser Mittelfeldstratege von anderen Vereinen umworben wird, sein Vertrag im Sommer bekanntlich ausläuft und der nächste Entwicklungsschritt bei ihm die 2.Bundesliga sein kann.
Nun kommt Sonntag der VfR Aalen von der württembergischen Ostalb ins Erfurter Steigerwaldstadion. Wohl zum letzten Mal in Erfurt mit Trainer Peter Vollmann. Nach 3 Jahren in Aalen wird sein Vertrag am Saisonende nicht verlängert.
Sein Co – Trainer Jan Kilian wird nach der Runde Aalen auf eigenen Wunsch ebenso verlassen. Ihm wird vor allem eine sehr gute Arbeit im athletischen Bereich bescheinigt.
Argirios Giannakis vom „anderen RWE „ aus dem Ruhrpott übernimmt den VfR Aalen ab Sommer 2018.
Als Aalen 2015 aus der 2.Bundesliga abstieg, holte man den erfahrenen Vollmann mit dem Ziel, sportliche Stabilität zu erreichen mit einem neu formierten Kader und vielleicht wieder auf absehbare Zeit in die 2.Bundesliga zurück zu kehren.
Der 60-jährigen Fußballehrer aus dem Bergischen Land ist erfahren genug als Trainer – seit 1995 stehen Stationen wie zB. Hansa Rostock, der SV Wehen Wiesbaden sowie etliche andere Vereine und nun der VfR Aalen in seiner Vita inklusive Aufstieg in die 2.Bundesliga mit Hansa Rostock in 2011. In den fast 3 Jahren und 108 Spielen unter Peter Vollmann blieb der VfR Aalen jedoch eine Mannschaft, die nie etwas mit dem Abstieg zu tun hatte und auch nie ernsthaft an den Aufstiegsplätzen dran war.
2015/2016 belegte man Platz 15 mit 44 Punkten. 2016/2017 nach starken Phasen im oberen Bereich der Tabelle am Ende Platz 11 mit 48 Punkten. Es gab in jener Saison jedoch 9 Punkte Abzug. Eigentlich hatte man 57 Punkte erspielt und wäre Fünfter geworden. Am 14.02.2017 stellte der VfR Aalen nach Bekanntwerden einer Steuernachzahlung von einer halben Million Euro und schon vorhandenen Schulden von 3,6 Millionen Euro Antrag auf Insolvenz bei vollem Ligabetrieb. Zum 01.07.2017 konnte der VfR Aalen bereits die Insolvenz beenden nach Einigung mit seinen Gläubigern und ging entschuldet in die aktuelle Saison.
Auch den Aalenern waren finanzielle Probleme in Liga 3 also nicht ganz fremd. Derzeit stehen unsere Gäste auf Platz 9 der Tabelle mit 34 Punkten sowie 35:32 Toren und zeigen über die Saison einen leichten Zickzackkurs mit sehr wechselhaften Leistungen.
Nach dem vorletzten Punktspiel in Lotte (0:2/A) monierte Trainer Vollmann zum Beispiel die sauberen Trikots seiner Schützlinge nach dem Spiel als ein Zeichen, das man ungenügende Zweikampfeinstellung und Härte gezeigt habe.
Die Diskrepanz zwischen Heimstärke sowie Auswärtsschwäche ist in der laufenden Saison besonders auffällig. Der VfR Aalen holte aus 11 Auswärtspartien lediglich 7 Punkte bei 9:18 Toren. Der bisher einzige Auswärtssieg datiert vom 3.ST in Chemnitz mit 4:2. Auswärts ist die Ausbeute aktuell deutlich verschlechtert in den Ergebnissen gegenüber den Vorjahren.
Am letzten Spieltag in Aalen wiederum stürmte es im württembergischen Derby gegen Sonnenhof Großaspach so richtig ordentlich – klarer 4:1- Sieg des VfR Aalen und ein dreifacher Matthias Morys in der Ostalb-Arena. In diesem Spiel zeigten die Aalener wieder ein vollkommen anderes Gesicht.
Ganz nebenbei erhöhte Morys sein Konto auf 10 Tore in der laufenden Saison. Gefolgt vom Ex-Zwickauer Bär mit 5 Toren sowie Schnellbacher und Vasiliadis mit 4 Toren.
Vollmanns letzter Sieg mit einer von ihm trainierten Mannschaft gegen RWE liegt nun allerdings auch schon 6 Jahre zurück. Das war noch mit dem SV Wehen Wiesbaden 2012. In 8 Spielen seitdem gelang Peter Vollmann mit von ihm betreuten Mannschaften kein Sieg mehr gegen Rot-Weiß Erfurt.
11mal trafen beide Vereine in Liga 3 bisher aufeinander mit einem klaren Plus für RWE. Da gab es bei nur 2 Aalener Siegen, 5 remis sowie 4 Niederlagen und 7:13 Toren eher wenig zu holen für den VfR. Der letzte Sieg gegen unseren RWE gelang ihnen im Frühjahr 2012 in Erfurt. Allerdings war das die Aufstiegssaison des VfR in die 2.Bundesliga. In 5 Partien ab 2015 siegte RWE einmal, viermal teilte man sich die Punkte in teilweise spannenden Partien mit dramatischen Finals.
2015 war es Tugay Uzan, der in Aalen den Ball stiebitzte und zum 2:2 – Endstand einschoss. Im Rückspiel in Erfurt 2016 gelang ein 2:0-Heimsieg für RWE, gleichbedeutend mit dem endgültigen Klassenerhalt jener Saison für Rot-Weiß. In unangenehmer Erinnerung aus diesem Spiel blieb eine Szene des Aalener Matthias Morys, als er mit rüdem Foul fast in Kung-Fu-Art gegen Juri Judt diesen so verletzte,das die Saison für Judt beendet war. Das Morys damals „nur“ gelb für diese Aktion bekam, war sehr großzügig vom Schiedsrichtergespann.
In der Runde 2016/2017 wiederum sorgte Mario Erb für Dramatik, der im Heimspiel in der 90.+2. einen Strafstoß für Rot-Weiß an den Pfosten donnerte und es beim 0:0 blieb. Im Schneetreiben der Ostalb an einem Freitagabend im Februar 2017 musste Rot-Weiß in der 89.Minute den 1:1-Ausgleich hinnehmen nach eigener Führung und einem starken Spiel.
Beim Hinspiel im August 2017 dominierte RWE das Spiel mit der wohl besten Saisonleistung bisher , vergab jedoch klarste Chancen und erreichte kurz vor Schluss durch Razeek wenigstens noch ein 1:1 – weil Aalen mit einem Sonntagsschuss überraschend in Führung gegangen war.
Der VfR Aalen wird im wesentlichen mit derselben Mannschaft wie aus diesem Hinspiel in Erfurt beginnen. Wegen der 5. gelben Karte fehlt der gesperrte erfahrene Thorsten Schulz. Für den VfR etwas problematisch mit kleinem Kader von nur 22 Spielern – da auch der zweite Linksverteidiger Schorr verletzt fehlt. Vollmann muss also einen anderen Positionsspieler ersatzweise auf den Außenverteidgerposten schieben. Unklar ist auch die Bestetzung der rechten Verteidigerposition – der etatmäßige Sascha Traut stieg erst unter der Woche wieder in das Training ein. In der Winterpause veränderte sich übrigens nichts am Aalener Kader. Es gab weder Abgänge noch Zugänge.
Mancher rot-weiße Akteur der letzten Jahre trug übrigens nach der Station RWE auch das Trikot des VfR Aalen. Neben Rudi Zedi waren das ehemals Torsten Traub in seiner aktiven Zeit, Marcel Reichwein oder Dominik Drexler.
Für unseren FC Rot-Weiß Erfurt bleibt es bei sportlich wie wirtschaftlich harten Wochen bis zum letzten Tag der Saison.
Sportlicher Klassenerhalt und Vermeidung der Insolvenz heißt die Zielstellung von Aufsichtsrat und Präsidium nach wie vor trotz aktuell 8 Punkten Rückstand auf Platz 17 und einem deutlich schlechteren Torverhältnis.
Der DFB teilte uns zudem diese Woche mit, das man noch einen Punkt abziehen will – weil er insbesondere trotz Zusage dreier Bundesligisten für Freundschaftsspiele die daraus kalkulierten Einnahmen nicht akzeptiert. Präsident Nowag kündigte unisono mit dem AR-Vorsitzenden Tallai an, beim DFB Widerspruch gegen diese Entscheidung einzulegen. Ergebnisoffen wird man also erst in ca. 4 bis 6 Wochen wissen, ob es beim Punktabzug bleibt.
Sportlich heißt das – trotz Überraschungssieg in Paderborn – das die noch zu spielenden 14 Punktspiele durchgängig Endspiele für den Verein bleiben. Selbst der Sieg in Paderborn reichte nicht, die Rote Laterne abzugeben nach dem überraschenden 2:2 des SV Werder Bremen II beim SV Wehen Wiesbaden am letzten Sonntag.
Diesen Sonntag besteht die nächste Chance, zumindest die Rote Laterne durch einen Sieg gegen den VfR Aalen abzugeben. Zwei Siege hintereinander gab es diese Saison auch erst einmal im September 2017. Mit zwei Siegen in Folge zum Derby nächste Woche an die Saale zu fahren hätte Charme.
Trainer Stefan Emmerling wird also die Mannschaft wieder auf Hingabe, Disziplin in der Defensive sowie Kampf und Leidenschaft einstellen. Wobei die Heimaufgabe deutlich komplizierter ist als das Spiel in Paderborn. Will man um den Klassenerhalt überhaupt noch mitreden können, muss unsere Mannschaft auch dringendst die schlechteste Heimbilanz aller Ligateilnehmer verbessern. Eine Festung war das Steigerwaldstadion diese Saison bisher nicht. Auch der Tatsache geschuldet, das die Mannschaft über Phasen einiger Heimspiele guten Fußball zeigte, ihre alte Schwäche der Chancenverwertung zeigte sowie nach Gegentoren meist nicht mehr an ihr Spiel anknüpfen kann und damit Punkte abgab.
Besonderes Augenmerk gilt diesmal der Offensive der Aalener, allen voran Matthias Morys und Lucas Schnellbacher sowie Marcel Bär. Unsere Abwehr muss hellwach sein. Sehr interessant könnten auch mögliche Duelle zwischen Matthias Morys und Luka Odak werden, denn beide Spieler gehen mit jeweils 9 gelben Karten vorbelastet in die Partie und riskieren mit einer erneuten Verwarnung eine Sperre. Ein Ausfall von Luka Odak beim darauffolgenden Derby ist suboptimal angesichts der Personalsituation.
Tugay Uzan, Tobias Kraulich, Marius Wegmann, Julian Knoll, Ahmed Wasem Razeek, Florian Neuhold – sie werden uns leider am Sonntag nicht helfen können auf Grund der bekannten Verletzungen.
Noch Abwarten muss man bei Marcel Kaffenberger nach seinem Zusammenprall in Paderborn sowie anschließenden Symptomen einer Gehirnerschütterung, die früh zur Auswechslung zwangen.
Merveille Biankadi sitzt derweil auf der Tribüne das letzte Spiel Sperre ab nach seinem Platzverweis in Münster. Er wird im Derby eine Woche später wieder dabei sein.
Gefragt sind natürlich auch wieder unsere Fans mit ihrer Treue und tollen Unterstützung trotz der sehr schwierigen Situation. Gemeinsam wollen wir einen Heimsieg erkämpfen – Mannschaft und Fans. Eure Stimmung und Unterstützung von den Rängen braucht die Mannschaft dringend.